Zur Geschichte von St. Georgen
Die Stadt St. Georgen hat ihren Ursprung in dem 1084 gegründeten Benediktinerkloster, welches von den schwäbischen Adligen Hezelo, Hesso und Konrad gestiftet wurde. Theoger, der von 1088 bis 1116 Abt des St. Georgener Klosters war, führte es zu seiner größten Blütezeit. Es übernahm von Hirsau die Führung der cluniazensischen Reformbewegung. Die reformerischen Ausstrahlungen gingen von St. Georgen bis ins Elsaß und nach Lothringen, sowie nach Bayern und sogar nach Kärnten. Das Kloster stellte für viele Klöster in diesen Gebieten die Prioren oder Äbte.
Als Abt Theoger 1116 zum Bischof von Metz geweiht wurde und St. Georgen verlassen musste, hatte das Kloster in über 100 Orten Besitzungen. Außerhalb der Klostermauern siedelten sich schon bald Handwerker und andere Leute an, die beim Kloster beschäftigt waren. Anno 1507 erhält St. Georgen von Kaiser Maximilian das Marktrecht.
Als Herzog Ulrich von Württemberg 1536 die Reformation in St. Georgen einführte, flüchteten die Mönche nach Rottweil. Nach einer zeitweiligen Rückkehr mußten sie 1556 ihr Kloster ganz verlassen und bauten ihren Besitz in Villingen zum Kloster aus. 1633 wurde St. Georgen durch Villingen fast ganz zerstört und die Einwohnerzahl auf 80 dezimiert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde St. Georgen im Jahre 1648 endgültig württembergisch. Lange Zeit gab es in St. Georgen evangelische Äbte, während parallel dazu in Villingen katholische Äbte residierten.
Um 1800 hatte St. Georgen etwa 800 Einwohner und war ein Zentrum der Uhrenherstellung. 1810 wurde der Ort badisch und die württembergische Klosteramtstellung ging verloren. Die Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und zahlreiche große Brände ließen nur wenige alte Gebäude übrig. Aus der handwerklichen Uhrenherstellung und dem Uhrenhandel entwickelte sich St. Georgen zu einem Ort mit bedeutender Uhren-, Feinmechanik- und Elektromechanikindustrie. Speziell die Erzeugnisse der daraus hervorgegangenen Phonoindustrie hatten und haben noch heute Weltruf.
Der Bau der Schwarzwaldbahn um 1873 und später die Schwarzwälder Gewerbeschau in St. Georgen förderten die Aufwärtsentwicklung des Ortes. Am 17. Dezember 1891 verlieh der Großherzog von Baden St. Georgen das Stadtrecht. Um die Jahrhundertwende zählte die Stadt ungefähr 3.500 Einwohner. Nach dem zweiten Weltkrieg folgte in den 1950er und 1960er Jahren ein rasanter Aufschwung des Ortes. Unter Mithilfe der ganzen Bevölkerung konnte 1954 ein neues großes Krankenhaus fertiggestellt werden. Zu dieser Zeit hatte St. Georgen rund 8.500 Einwohner. Das alte Rathaus war für die ständig wachsende Bevölkerung zu klein, so dass eine neue Stadtmitte mit einem neuen Rathaus geplant wurde. Im Jahr 1971 konnte die Stadt das neue Rathaus als ersten Schritt der Stadtkernsanierung einweihen.
In den Jahren 1972 bis 1974 wurden im Zuge der Gemeindereform die bisher selbstständigen Orte Brigach, Langenschiltach, Oberkirnach, Peterzell und Stockburg zu Teilorten von St. Georgen. 1977 war das neuerbaute Bildungs- und Sportzentrum fertig und bot für die nun 15.000 Einwohner zählende Stadt die notwendigen schulischen und sportlichen Möglichkeiten. In den 1980er Jahren verlor die Stadt durch die Krise in der Phonoindustrie und die Schwierigkeiten in der Uhrenindustrie viele Arbeitsplätze und die Einwohnerzahl sank. Mit vielen Bemühungen um eine attraktivere Stadt und die Errichtung eines Technologiezentrums konnte die Abwärtsentwicklung gemäßigt werden.
Heute ist St. Georgen einer der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte der Region, der zahlreiche innovative Firmen beherbergt.